Donnerstag, 8. Mai 2014

Einfach alles weg


Manchmal hätt ich die größte Lust, einfach alles herzugeben und mit einer Kuh, zwei Schafen und zehn Hühnern auf eine Alm zu ziehen. Dort Gemüse zu pflanzen und in einer Holzhütte ohne Wasser und Strom zu leben. Weil, mal ehrlich, man braucht nicht mehr. Dann wäre ich einfach weit weg von der ganzen Scheiße, die hier läuft. Sind wir eigentlich noch zu retten? Was ist das Problem, wenn man sich vor seiner eigenen Spezies ekelt? Der Blick für das Wesentliche ist einem zu bedeutenden Teil unserer Gesellschaft abhanden gekommen. Menschen versinken in Luxusproblem-Krisen. Menschen sind selbstzentriert. Nein, das ist unfair von mir. Menschen nehmen sehr wohl Anteil am Leben anderer. Über Facebook zum Beispiel. Und wenn Ungerechtigkeiten passieren, kann man darauf zählen, dass sofort sehr viele Leute das wieder geradebiegen, wenn eine Frau redet, bevor sie denkt zum Beispiel. Da passiert ein Zusammenwirken von Leuten, die sich nicht einmal kennen, das ist so ergreifend, dass es mir eine Gänsehaut aufzieht. Über den ganzen Körper!!!  In einer überwältigenden Eigendynamik ballt sich der Hass Vieler zusammen und entlädt sich auf eine Person. Und das bei sehr wichtigen Themen. Dass die landeseigene  Musikbranche durch den Dreck gezogen wurde, das kann man natürlich nicht so stehen lassen. Ich bin ganz gerührt, wenn ich das sogar hier in Kenia mitbekomm, wieviel sich meine Landsleute um Andere kümmern, wieviel Anteil sie nehmen. So groß war meine Rührung, dass ich es nicht mehr ertragen konnte und mich jetzt erstmal dauerhaft von Facebook verabschiedet habe.

Und jetzt ernsthaft! Gibt es keine anderen Dinge im Leben? Muss ich mich echt über SO ETWAS aufregen, wo es so vielen Menschen auf dieser Welt so schlecht geht? Muss ich dazu beitragen, dass es einfach noch mehr Leuten mies geht, indem ich sie mit Dreck bewerfe? Wirklich?
Ich weiß, das trifft nicht auf alle Menschen zu. Ich habe 7000€ und fünf Sponsoren für  Schulkinder innerhalb von neun Monaten hier aufgetrieben. Und das war nicht mein Verdienst, sondern der meiner Familie in Österreich und von Freunden, die sich so unheimlich viel Mühe gemacht haben. Und dafür kann ich nicht oft genug Danke sagen. Und ich sollte die Charakterstärke besitzen, das zu sehen und nicht Shitstorms gegen irgendwelche Leute. Oder Posts die stolz mitteilen, letzten Abend 100€ für Alkohol rausgeworfen zu haben. 100€ ist ein Volksschuljahr in einer guten Schule für ein Kind hier in Kenia. Und in einer nicht so Guten kann ein Kind damit sogar vier Jahre zur Schule gehen. Gehen wir doch mal Shoppen für 300€ und kaufen uns noch mehr Gewand, das wir nicht brauchen. Damit haben wir dann in einem Tag ein Jahr Highschool auf den Kopf gehauen.

S c h ö n !

Ich habe mich bis jetzt vor solchen Texten gehütet. So „Die Welt ist schlecht und ihr dürft euch nix gönnen und überall verhungern Kinder“. Man soll sich nicht schlecht fühlen weil man in einer besseren Situation geboren wurde als andere. Man soll sich auch nicht schlecht fühlen, wenn man sich mal ein teures Kleidungsstück kauft, das einem richtig gut gefällt. Wenn man mal essen geht, oder ausgeht, oder sich verwöhnt. Das ist nicht falsch. Aber dieses ignorante, verschwenderische, kopflose Leben, das viele führen, da will ich kotzen. Direkt vor ihre Füße, direkt auf die sauteuren Markenschuhe auf die sie sich so viel einbilden. Ich weiß, dass das hier kein einziger Mensch lesen wird, der es lesen sollte. Weil die interessieren sich nicht für so etwas. Leben in ihrer eigenen kleinen Welt, ihr Leben kann furchtbar hart sein, vielleicht wurden sie verlassen oder haben sich mit den besten Freunden gestritten. Das ist natürlich ein sehr schwerer Schlag und das muss ich mit der breiten Öffentlichkeit teilen.

Und ich, ja, ich bin blöd genug, mir das immer wieder zu geben, mich einzuloggen in diesem „Sozialen Netzwerk“ (ist es denn wirklich sozial?) und mich gierig nach Tratsch durch die Neuigkeiten zu fressen, bis ich mich wieder überessen habe und mir einfach nur schlecht ist. Weil eine kleine Ausflucht in diese künstliche, aufgesetzte Welt, die Facebook geschaffen hat, tut manchmal gut nach den Erlebnissen, die ich hier machen darf. Weil ich hier ja auch abgekapselt lebe, und viele Sachen einfach ausblende, weil ein Leben sonst nicht möglich wäre. Ich kann Elend sehen, wie es schlimmer nicht geht, und es berührt mich nicht mehr. Das heißt nicht, dass ich kalt oder emotionslos bin. Ich kann immer noch bei traurigen Büchern oder Filmen heulen und ich fühle mit Anderen. Aber wie soll man sonst irgendwie glücklich sein? Ich blende Elend also aus und lasse es mich nicht zerstören, aber ich vergesse es nicht. Und das tun aber zu viele: vergessen. Ich sage nicht, dass jeder von uns ein Leben voll Traurigkeit führen soll und seine gesamte Energie in die Verbesserung der Welt stecken muss. Aber ab und zu mal nachdenken. Und vielleicht die 20€, die ich für ein weiteres Leiberl ausgegeben hätt, jemandem zugute kommen lassen, der es wirklich braucht. Das ist nicht viel für uns. Aber für viele Leute schon.

Ich selbst lebe ja auch ein absolut scheißprivilegiertes Leben. Mir hat es noch nie an etwas gefehlt und für meine Zukunft stehen mir alle Türen offen. Und es macht mich wütend, dass ich so ein Leben leben darf und andere nicht. Ich habe GELD dafür bezahlt (falsch, meine Eltern haben für mich bezahlt), ein Volontariat hier machen zu können, sprich unentgeltlich zu arbeiten. Ist das nicht paradox? Da hat jemand eine Goldgrube gefunden, Geld zu scheffeln mit den Reichen, die ihr Gewissen beruhigen wollen und sowas machen. Nein, falsch, ich bin nicht hierhergekommen, um mein Gewissen zu beruhigen. Ich weiß auch nicht genau, wieso ich hierhergekommen bin, aber es war die verdammt beste und richtungsführendste Entscheidung, die ich jemals hätte treffen können. Wer oder was auch immer diesen Gedanken in meinen Kopf gepflanzt hat, ich kann nur dankbar sein.
Meistens schäme ich mich hier für meinen Reichtum und mache mich ärmer als ich bin. In Keniaschilling bin ich Millionär. Und ich bekomme mehr Taschengeld als die Arbeiter im Rescue Centre Lohn.

Ich sollte einfach alles hergeben. Ich brauch das alles ja gar nicht. Es wäre ja nicht so, dass ich meinen Reichtum leben würde. Ich spare permanent und weiß nicht mal wofür. Aber alles herzugeben und frei zu sein, dafür bin ich zu feige. Weil ich brauch immer eine Hintertür. Und wenn ich jetzt alles hergebe, wem geb ich das und was geschieht mit dem Rest? Ich will doch noch mehr Menschen unterstützen können. Deshalb kann ich auch nicht auf einer Alm mit einer Kuh und zwei Schafen und zehn Hühnern leben. Weil dann kann ich gar keinem mehr helfen. Nur meinen Tieren. Obwohl das vielleicht auch ganz nett wär.

Montag, 7. April 2014

Henderlmord

Seit eineinhalb Wochen haben wir nun Hühner und grundsätzlich lief alles ganz gut. Die Tiere scheinen sichin ihrem neuen Zuhause wohlzufühlen und nun hat auch eine zweite Henne zu legen begonnen. Letzte Woche ist aber etwas ärgerliches passiert.
Als ich mit meinen Jungs am Morgen das Gehege aufsperrte und nach Eiern suchte, fand ich eine Henne tot in ihrer Box. Irgendetwas war in der Nacht in den Stall gekommen, hatte dem Huhn den Kopf abgebissen und sein Blut getrunken. Das bescheuerte Vieh hat das restliche Huhn nicht einmal angerührt. Es schien fast, als wäre es ihm einfach ein Vergnügen gewesen, die Henne um ihren Kopf zu bringen. Zu allem Überfluss hat der Henderlmörder dann auch noch alle Eier aufgebrochen und ausgetrunken.
Den ganzen Tag verbrachte ich daraufhin damit, sämtliche auch noch si kleine Lücken und Spalten fest zu verschließen. Dieser Vorfall soll der erste und zugleich auch der letzte sein.
Ich habe wohl gute Arbeit geleistet, denn seitdem ist nichts mehr passiert, aber vielleicht sollte ich mich auch nicht zu früh freuen.
Mein Plan zu Beginn der letzten Woche, die Woche etwas entspannter anzugehen, ging irgendwie überhaupt nicht auf, ich war wie die Woche zuvor keine Sekunde lang arbeitslos. Vom Umgraben bis zum Kuhdungschleppen war alles dabei.

Die Müdigkeit, über die ich mich zwei Wochen zuvor beklagt hatte, kam am Samstag mit Malaria zurück. Am Morgen half ich noch auf dem Feld, danach wusch ich meine Wäsche und ging mit zwei Kindern auf den Markt (und kaufte mir eine Strickweste, um die ich noch am selben Abend sehr froh war). Am Abend dann wurde mir urplötzlich elends übel und das Fieber übernahm unbarmherzig die Kontrolle über meinen Körper. Die Nacht war nicht sehr fein, ich machte kein Auge zu und das Fieber wollte gar nicht sinken, mein ganzer Körper schmerzte höllisch und ich war zu schwach, um mich auch nur auf die andere Seite zu drehen. Morgens fühlte ich mich, als hätte mich ein Zug überrollt. Ich habe nicht sehr oft Fieber, aber wenn, dann richtig. Eine Nacht wie diese habe ich glaube ich noch nie erlebt und ich wünsche es keinem.
Ab der Früh ging es bergauf, das Fieber war weg und ich konnte endlich schlafen. Am Nachmittag ging es mir gut genug, um mich zu langweilen, so beschloss ich, ein wenig frische Luft zu schnappen. Mein Weg führte mich hinauf zu Mercy, von wo ich meinen Laptop holen wollte. Das war dann doch etwas zu viel des Guten und ich brauchte eine halbe Stunde Pause, bevor ich wieder zu mir gehen konnte. Am Abend kam das Fieber, allerdings schwächer als am Vortag, zurück, somit war ich mir sicher, dass ich Malaria habe.
Heute geht es mir schon viel besser, ich bin sehr müde und schlafe viel
Ich bekomme ständig Krankenbesuch und jeder kümmert sich rührend um mich.
Am Morgen wurde ich wach, weil jemand in mein Bett gekrochen kam, es war aber kein Einbrecher sondern nur Mercy, die nach mir schauen wollte. Keine zwei Minuten später kam auch Millicent, die begann, mich pausenlos zu fotografieren, weil sie meinte, heute wäre ich besonders schön. Dieses Pink auf meinen Wange stünde mir unheimlich. Danach begann sie mit Mercy, über meine verschiedenen Gesichtsfarben zu diskutieren, was für mich immer sehr amüsant ist. Während sie da waren, wechselte meine Farbe laut ihnen von pink zu gelb und dann wieder zu pink und Millicent begann, ein Video zu machen, um mir den Farbwechsel meines Gesichts später zeigen zu können. So brachte sie auch mich richtig zum Lachen. Danach begann sie eine ihrer Geschichten, die - ganz typisch kenianisch - dreimal so lang war wie eigentlich nötig, da sie immer unendlich weit ausholt um auch ja jedes Detail zu klären. Auch Jane stieß zu uns und wir hatten eine vergnügliche Runde beisammen.
Soeben bekomme ich den dritten Krug Uji (Porridge, allerdings anders als man das bei uns kennt) und ich habe keine Ahnung, wie ich das jemals alles weiterbringen soll.

Sehr viel mehr hab ich nicht zu erzählen, mir ist einfach nur fürchterlich langweilig und schlafen will ich auch nicht mehr.

Sonntag, 30. März 2014

Schwarz-Weiß

Eine anstrengende Woche liegt hinter mir. Von Montag bis Samstag war ich von 8-18 Uhr verfügbar und bin von A nach B und Y nach Z gerannt. Das gab mir wieder das Gefühl, sinnvolle Arbeit zu machen können. War ich eine Zeit lang wieder einfach nur müde, war ich nun zu beschäftigt, um das noch wahrzunehmen. Mein Körper reagiert auf die körperliche Arbeit und die viele Bewegung, vieles fällt mir sehr viel leichter als noch vor ein paar Monaten. Als ich hierher kam, hätte ich nie eineinhalb Stunden ohne Unterbrechung ein Feld umgraben können und danach noch am Hühnersatall weiterbauen. Habe ich die Zeit, gehe ich zu Fuß in die Stadt, und die Strecke kommt mir nur mehr halb so lang vor wie zu Beginn. Einen kleinen Triumph habe ich am Freitag erlebt.

Ich war in der Stadt, um Futter- und Wasserbehälter sowie Futter für die Hühner zu kaufen. Beladen mit den Trögen bezahlte ich im Agrovet den 20-Kilo-Sack. Der Verkäufer fragte mich, ob mein Auto draußen stünde und wollte mit den Sack ins dorthin tragen. Ich verneinte und bat ihn, mir den Sack auf den Kopf zu geben, damit ich zur Matatu-Stage gehen kann. Daraufhin erntete ich nur einen skeptischen Blick, sodass ich den Sack selber auf meinen Kopf hob und meines Weges ging. Nicht wenigen Leuten auf der Straße hing die Kinnlade herunter, als sie da ein weißes Mädchen mit einem Futtersack auf dem Kopf und Sackerln in beiden Händen durch die Stadt maschieren sahen. Dasselbe wiederholte sich, als ich aus dem Matatu ausstieg und dem Conductor sagte, er solle mir den Sack auf den Kopf heben. Auch auf meinem Weg vorbei an Chicago erntete ich erstaunte Blicke. Als ich das Centre betrat, waren die Reaktionen nicht anders, was mich ein wenig ärgerte, da ich in den letzten sieben Monaten wirklich mehr als einmal bewiesen habe, dass ich mir nicht zu schade für körperliche Arbeit bin, und dass ich diese auch sehr wohl verrichten kann, obwohl ich weiß bin. Dann jedoch kam Maggieauf mich zu, und sie konnte sich vor Lachen kaum halten, und dann sagte sie:
"You REALLY are like us. The only difference is the skin colour."
Und das war Balsam für meine Seele. Es hatte siebeneinhalb Monate gedauert, aber jetzt, endlich, hatte eine Person begriffen, was ich seit meiner Ankunft hier beweisen will. Dass wir alle Menschen sind, und dass unsere größte Differenz die Farbe der Haut ist. Das ist für viele oft nicht verständlich. Man glaubt, in Europa leben keine Menschen auf der Straße, niemand ist arbeitslos, alle sind reich und keiner muss hart für sein Geld arbeiten. Ich weiß, dass unsere Armut verglichen mit der in Afrika in keiner Relation steht, aber den Westen als Paradies hinzustellen, ist enfach grundlegend falsch. Und ich hasse dieses Vorurteil, dass Leute, nur weil sie weiß sind, keine Arbeit machen können.
Einige Zeit zurück wollten wir ein paar Säcke Sägespäne holen, so gingen wir los, sechs Leute, sechs Säcke zum Füllen. Die Säcke gefüllt, wurde ich nach meinem Auto gefragt, und ich sagte, wir würden zurückgehen. Daraufhin stellte eine Mitarbeiterin fest: "You can't carry this, it's too heavy for a Mzungu." Sie machte sehr große Augen, als mir Samuel den Sack auf die Schultern lud und wir uns von dannen machten. Die gut 30kg machten sich nach zwanzig Minuten schön langsam bemerkbar, die Kommentare unterwegs (von "Don't mistreat a Mzungu like this!" bis hin zu "My God I think I'm dreaming!") waren aber allenfalls Ansporn genug, mit den Jungs Schritt zu halten und der Versuchung, den Sack abzuladen, zu widerstehen.

Nach dieser Woche allerdings, da sie mich Lasten auf meinem Kopf tragen haben sehen, da ich stundenlang am Hühnerstall herumgehämmert habe, da ich unermüdlich das Feld umgegraben habe (dass ich das im Dezember auch gemacht habe, ist schon lange vergessen), habe ich das Gefühl, endlich auch in dieser Hinsicht Respekt gezollt zu bekommen. Sie behandeln mich als eine Gleiche und wollen mir nicht alle Arbeit sofort wieder abnehmen, ich bin eine der Ihren. Das ist ein sehr gutes Gefühl.

Donnerstag, 27. März 2014

Ein Tag

Was tu ich so an einem Tag? Mehr oder weniger viel! Hier mein heutiger:

Mein Wecker klingelt um 5:45. Gekonnt finden meine Finger die Off-Taste und schalten somit auch die Schlummer-Funktion aus, ohne mich dabei aufzuwecken. Eine weitere Dreiviertelstunde süßen Schlafes, bis sich um Punkt 6:38 meine Augen von selber öffnen. Nun liegt es an mir und meinem eisernen Willen, ob gleich aufzustehen oder nicht. Spätestens nachdem Kathies Wecker um 7:00 geläutet hat, quäle ich mich aus dem Bett und suche zuerst mal einen dicken Sweater, weil es morgens schweinekalt ist. Im Bad verfluche ich den fast leeren Eimer, der mit Schmutzwasser zum Spülen der Toilette gefüllt ist. Nachdem ich im Bad fertig bin, mache ich mich daran, das Geschirr abzuwaschen, das ich am Abend stehen lassen habe. Mit klammen Fingern spüle ich mit dem eiskalten Wasser und ärgere mich über meine Faulheit am Vortag. Als ich frisches Wasser aus dem Kanister nachfüllen will, geht wie jeden Tag die Hälfte auf den Boden. Hatte ich am Vortag die Motivation, Milch zu kaufen, koche ich Tee, im Moment Masala Chai mit viel Tangawizi (getrockneter Ingwer). Im Idealfall dazu noch ein Mandazi.
Um 8, heute bin ich etwas spät dran, verlasse ich das Haus und geselle mich zu den Kindern. Beim Betreten des Büros habe ich sofort die Ehre eines Vortrags unseres allseits geliebten Herrn Arap Too, der heute wieder die Weisheit mit dem Löffel gefressen hat. So verlasse ich das Büro schnell wieder und mache meine Halskette, die ich vor über einer Woche begonnen habe, endlich fertig. Danach laufe ich noch einmal zum Haus, ich habe mein Kopftuch vergessen. Während ich um 9:00 den Hügel zu unserem Maisfeld raufsteige, binde ich es mir fest um den Kopf, damit ich mir nach getaner Arbeit nicht wieder Kiloweise Erde aus den Haare fitzeln muss. Haare waschen ist gerade nicht so lustig, da wir kein Wasser haben.
Eineinhalb Stunde reiße ich mit einer Jembe tiefe Wunden in die Erde, um das Maisfeld umzuackern. Danach sind die Blasen vom Vortag offen und brennen, und außerdem hab ich Mwangi versprochen, ihm bei der Ferigstellung des Hühnerstalles zu helfen. Also geh ich wieder runter, direkt zum Hühnerstall, bei meinem Tatendrang brauche ich keine Pause. Die Sonne hat mittlerweile ihre volle Kraft erreicht und brennt erbarmungslos vom Himmel. Sonnenbrand schleicht sich auf leisen Sohlen von hinten heran. Als ich die Gefahr bemerke und mich eincreme, hat er schon meinen Rücken und mein Dekolletee erobert. Naja, hilft ja nix, der Hühnerstall muss fertigwerden, heute kommen endlich die Hühner. Wie immer stellen sich unsere Vorhaben nicht so einfach heraus wie gedacht, doch mit Kreativität und Einfallsreichtum gelingt alles. Ich arbeite echt gerne mit Mwangi zusammen. Eine halbe Stunde Pause gönne ich mir zu Mittag, in der ich Wasser schöpfen gehe. Denn wie gesagt, kein Wasser im Haus. Dreißig Liter später mache ich mich auf zurück zum Hühnerstall. Ich spüre, dass ich heute schon viel getan habe und die Kinder, die mir entgegenlaufen, sind doppelt so schwer wie normal. Weiter geht's, bis halb vier. Dann bin ich alle. Also rauf zu Mercy, nach einem Glas Wasser und Hilfe beim Aufräumen fragen. Im Haus keine Mercy, nur ihre Schwester Sarah, die draufkommt, dass sie Steffi vom Kindergarten abholen muss. Also keine Hilfe beim Aufräumen, stattdessen ein Brolin zum Aufpassen. Wieder aufstehen, das Haus verschließen, Brolin nehmen und ein paar Kinder zusammentrommeln. Nach zwanzig Minuten seht die Umgebung des Hühnerstalls nicht mehr wie ein Schlachtfeld aus. Und da kommt auch Sarah und nimmt mir Brolin ab. Ausruhen! Ausruhen? Neeeh! Die Kinder wollen ihre Perlen. Also flüchte ich mich ins Haus, ich habe sowohl Erde am ganzen Körper als auch Sägespäne in der Unterwäsche. Jetzt bin ich froh, dass ich die Mittagspause zum Wasserholen genutzt habe. Es ist halb fünf, und ich bitte Mercy, mir Obst aus der Stadt mitzubringen. Nachdem ich mich gewaschen habe, kommt mein Obst. Drei Mangos für 50 Shilling (weniger als 50Cent) und eine Ananas zum selben Preis. Wieder rauf ins Büro, die Hühner sollen bald kommen. Das tun sie dann schließlich um halb sieben. Aber nur fünf der elf sind da, wieso sollte auch irgendwann einmal etwas nach Plan laufen? Schon während der Fahrt hat eines ein Ei gelegt, ein anderes kommt, während wir die Hühner an den Beinen nehmen und kopfüber in den Hühnerstall tragen. Ich werte das als gutes Omen, auch wenn das Ei hinunterfällt und zerbricht.
Danach geh ich rauf zu Mercy. Hab echt keine Lust zu kochen, und wenn ich Glück habe, gibt's sogar Eier oder Fleisch.
Richtig müde strecke ich mich auf dem Sofa aus, doch Steffi lässt das nicht zu, sie will spielen. Nicht heute, nimechoka sana! Der Strom fällt aus und alle hoffen inständig, er ist bin zu La Patrona, unserer Soap, wieder zurück. Ist er, und wir schauen, und essen (es gibt Eier!) - ich esse für zwei, weil ich das Mittagessen ausgelassen habe, und meine Augenlider werden immer schwerer. Also geht's heute schon um halb neun nachhause. Während des Hinuntergehens mache ich meine To-Do-Liste, die immer länger wird, da ich nur die Hälfte meiner Punkte an einem Tag abarbeiten kann meistens. Also, in der Früh aufs Maisfeld, danach den Hühnerstall noch vollkommen fertigstellen, danach in die Stadt, Hühnerfutter kaufen, Fotos entwickeln, DVD kaufen, nach einem Schulbuch sehen. Zurück, schauen, wie alles läuft, mittagessen, auf den Markt mit ein paar Kindern, wieder ins Centre, Betty zeigen, wie man die Halskette macht, die ich heute fertiggestellt habe. Und Palatschinken wollte ich eingentlich auch machen.
Dass ich das niemals schaffe, weiß ich jetzt schon.
Ich öffne die Tür zu unserem Compound und gehe über das leicht feuchte Gras auf unser Haus zu. Gleich bin ich daheim.

Mittwoch, 26. März 2014

Welten

Nach einer Woche mieser Laune ging es wieder bergauf, und zwar steil. War es die Unterstützung, die ich immer und immer wieder von Österreich bekomme und das Vertrauen, das mir die Menschen schenken und das ich sehr schätze, oder die Tatsache, dass man manchmal lange warten muss, bis die Früchte seiner Arbeit sichtbar werden.

Mit Raph bin ich zum Kerio Valley gefahren, das nicht weit von Eldoret liegt und mit atemberaubender Schönheit prahlt. Das Great Rift Valley ist ein Graben, der sich durch ganz Ostafrika zieht und somit auch den Westen Kenias mit dieser klaffenden grünen Wunde ziert. Dieser Ausflug hat die Reiselust in mir wieder geweckt, und man muss gar nicht weit fahren, da Eldoret eigentlich ein idealer Ausgangsort für Reisen ist.

Wir haben im Centre einen neuen Jungen bekommen, der uns alle fordert. Er ist um die vier oder fünf Jahre alt und legt ein sehr eigenes Verhalten an den Tag. Ob das einer psychischen Störung obliegt und ob diese angeboren oder durch traumatisierende Erlebnisse aufgetreten ist, darüber wird gerade viel diskutiert. Der Name des Jungen ist nicht ganz sicher, da wir nicht wissen, ob wir ihn richtig verstehen.
Er ist intelligent und weiß, welches Verhalten angebracht ist und welches nicht. Er versteht sich nicht sehr gut mit den anderen Kindern und streunt am liebsten im Büro der Sozialarbeiter herum. Wenn man ihn dazu bringen will, irgendwohin zu gehen, beginnt er zu schreien, bekommt plötzlich fürchterliche Angst und läuft weg. Sobald man ihm seine Freiheit zu nehmen scheint, bekommt er Panik. Er kann nicht in die Vorschule, da er es nicht aushält, in diesem Raum zu bleiben. Sobald man ihn hineinbringt, beginnt er zu schreien, und er hört erst auf, wenn er wieder draußen. Schon zweimal hat er mich mit Steinen beworfen, als ich ihm etwas nicht gegeben habe, und er weiß selber sehr genau, dass das nicht richtig ist.
Er stellt uns vor ein Rätsel, da hier keiner dazu ausgebildet ist, sich mit Kindern mit speziellen Bedürfnissen zu befassen. Oftmals finde ich das Verhalten der Kollegen allerdings unangebracht, da ich nicht viel Sinn darin sehe, ein schon verängstigtes Kind mit Drohungen noch mehr zu verschrecken.
Aber was Kindererziehung, ob nun speziell oder nicht, betrifft, geht meine Meinung mit der einiger hier sowieso sehr auseinander.

Wie sehr ich mich hier wohlfühle macht mir manchmal fast Angst. Ich liebe es, durch die Nachbarschaft zu streifen und die Eindrücke aufzusaugen. Beim Chapati-Mann zu stoppen und ein Chapati für 10 Cent zu kaufen. Oder bei der Tip Top Dairy "das Übliche" für den Abend zu holen. Ein kurzer Tratsch mit der Gemüsefrau, nach deren Namen ich permanent zu fragen vergesse. In die verschiedenen Estates zu gehen ist wie von einer Welt in die nächste zu schlüpfen.
Mwanzo ist verwinkelt und mit vielen Wegen, Abkürzungen, Unabkürzungen, Sackgassen. Geht man seinen Weg, sieht alles verschlossen, abgewendet aus, doch dann plötzlich öffnet sich die Gasse zu einem kleinen Platz voller Leben. Durch einen fehlenden Ziegelstein oder ein Fenster in der Mauer blickt man in die Höfe der Häuserreihen. Eine Häuserreihe teilt sich in drei bis sieben Ein- oder Zweiraumwohnungen, und zwei dieser Reihen wenden sich einander zu. In dem Raum dazwischen hängt die Wäsche, spielen die Kinder, unterhalten sich die Mütter und Hausmädchen.
Von oben sieht Mwanzo ein wenig aus wie eine orientalische Stadt, nur ohne prunkvolle Moscheen. Man kann das Estate leicht von oben überblicken, da die meisten Häuser nur ein Erdgeschoss haben. Darauf Rauchfänge, Fernsehantennen und ein heilloses Stromkabelgewirr. Die sandige Farbe der Gebäude und der Staub komplettiert das Bild. Manchmal geh ich auch gerne in einen Innenhof und spähe in leerstehende Wohnungen. Und schon beginnen sich Möbel, die ich beim Schreiner nebenan kaufen würde, natürlich nicht ohne erbarmungslos gehandelt zu haben, selber an die richtigen Plätze zu schieben und ich erträume mir mein Leben in dieser kleinen Wohnung für 35€ pro Monat. Dann würd ich mir jeden Tag ein Chapati vom Chapati-Mann kaufen und die Tip Top Dairy wäre auch nicht weit entfernt. Vor der Haustüre würde ich die Kohle für meinen Jiko ausbreiten und in der Sonne trocknen, gleich daneben ein paar Blümchen pflanzen. Und wenn uns ein plötzlicher Schauer überrascht, würde die Nachbarin die Wäsche für mich abhängen. Von draußen würde ein "Hodi?" ertönen und mit einem "Karibu!" lüde ich den unangemeldeten Besuch in mein Haus ein.
Dann reißt mich ein Geräusch aus dem Tagtraum und ich mache mich aus dem Staub, denn Leute sehen mich schon seltsam an, was drückt sich ein Mzungu hier die Nase an einem Fenster platt?

Kamukunji ist arm. Sehr arm. Hier sind die Häuserreihen nicht aus Stein, sondern aus Lehm. Hier gehe ich nicht sehr oft alleine herum. Es ist unvergleichbar schmutziger als in Mwanzo und es stinkt. Aber man bekommt billiges Gemüse. Hier wird mir viel nachgerufen und ich treffe manchmal Straßenkinder, die mal im Rescue Centre waren und wieder weggelaufen sind. Die Armut ist allgegenwärtig. In Mwanzo hängt so manches Tor zu einem Hof schief in den Angeln, hier gibt es keine Tore. Das Abwasser würzt die Abendluft und während der Regenzeit ist ohne Gummistiefel nicht an Hinausgehen zu denken.

Huruma. Huruma wächst. Huruma hat Zeigelhäuser und Lehmhäuser. Mwanzo ist schon gedrängt und zusammengestoppelt, aber kann nicht mit der explosionsartigen Vergrößerung dieses Estates mithalten. Die Häuser ploppen irgendwie und irgendwo aus dem Boden. Hier gibt es einfach ALLES. Und Huruma ist günstig. Huruma hat ein Spital. Huruma hat eine große Primary School. Huruma ist sein eigenes kleines Städtchen für sich. Bewegt man sich immer weiter in das Estate hinein, wird das Leben elender, und der Gestank der Schweine, des Abwassers und des lokalen Gebräus treibt einem Tränen in die Augen und lässt den Kopf schwummrig werden. Die Häuser sind aus Lehm und Erde und oft abrissreif, dennoch werden sie von Menschen belebt. Dennoch mag ich Huruma. Es hat trotz allem diesen Lebensgeist in sich, es ist ständig in Bewegung.

Kidiwa ist geplant, hier stehen einzelne Häuser in Reih und Glied, keines hängt mit dem anderen zusammen. Zwischen den Häusern wächst Gras und alles ist geordnet. Ein Haus in Kidiwa oder U E zu bekommen, ist praktisch unmöglich. Die Besitzer wechseln nicht sehr oft, und wenn, dann bleibt das Haus doch zumindest in derselben Verwandtschaft. Es sind Orte zum Leben, aber die Orte selber sprühen nicht so vor Leben wie die oben beschriebenen. Das bunte Durcheinander wird durch System und Organisation ersetzt.

Damit beschließe ich diesen Eintrag, da die Blasen an meinen Händen zu brennen beginnen. An das Beackern der Felder werden sie sich wohl noch länger nicht gewöhnen. Schön, dass noch ein Haufen Arbeit vor uns liegt.

Mittwoch, 12. März 2014

Visum und Frust

Das gesamte Monat Januar wurde von einem eizigen Problem überschattet: meinem Visum.

Unsere Arbeitserlaubnis, die uns den weiteren Aufenthalt in diesem Land erlauben sollte, war noch nicht da und so wussten wir nicht, ob wir dieses Land vielleicht vorzeitig verlassen müssen. Die Alternativen schienen zu unsicher, feststand, dass wir am 10. Februar raus aus Ostafrika sein müssten, sofern wir kein neues Visum bekämen nicht illegal in diesem Land bleiben wollten. Ob "raus aus Ostafika" nun nach Österreich oder in ein anderes afrikanisches Land heißen sollte, war unklar, jedoch schien die Rückreise nach Kenia mit Ausreise nicht automatisch gewährleistet und war zusätzlich noch ziemlich teuer. Wir wurden von unsere Organisation zu warten geheißen, und dieses Warten und die Ungewissheit war unglaublich zermürbend.

Nach einem halben Jahr abzubrechen und zurück zu kommen, war für mich keine Option. Ich hatte hier so richtig meine Aufgabe gefunden und viele Dinge begonnen, ich wurde  wirklich gebraucht. Außerdem war und bin ich im Kopf einfach darauf eingestellt, hier ein Jahr zu verbringen, und war ganz und gar nicht bereit, Kenia zu verlassen.

Das eigentliche Problem an der ganzen Sache war, dass sich meine Gedanken plötzlich sehr mit Österreich beschäftigten, und das in Kombination mit meinen größer werdenden Problemen, mit der Behandlug hier klarzukommen und dem Frust auf die Regierung, meine Organisation und überhaupt alles, wusste ich plötzlich gar nicht mehr, wohin mit mir.
Wie schon erwähnt, es war einfach zermürbend.

Ich will diesem Abschnitt kein so großes Kapitel widmen, da es sich in letzter Sekunde gerklärt und ich jetzt unbehelligt bis August hierbleiben kann. Die Situation hat jedoch Gedanken ausgepackt und kleine Samen gesät, die langsam keimen und sprießen und zu einem richtigen Halbzeit-Tief heranwachsen sollten.
Schon in der Vorbereitung noch in Österreich sind wir diesen Graphen durchgegangen, dem anscheinend jeder folgt, und der nach der Hälfte des Einsatzes erst mal steil nach unten geht. Obwohl ich mich nicht gerne als so voraussehbar sehe, hat dieser Stimmungsgraph in dieser Hinsicht auch bei mir voll zugetroffen.
Ich war plötzlich müde.
Ich war plötzlich frustriert.
Ich sah plötzlich keinen Sinn mehr in dem, was ich hier tu.
Ich war genervt.
Ich fühlte mich nicht verstanden.

Man wird hier mit Problemem und Herausforderungen konfrontiert, die sehr viel Energie, sehr viel Optimismus und sehr viel Geduld brauchen. Denn so einfach ist es nicht, zu helfen. Über die Gründe, warum, mag man sich streiten, ist es die Mentalität, hat es sich aus dem Fehlverhalten früherer Unterstützer entwickelt, macht man selbst etwas falsch, ist es die Bildung, im Endeffekt steht man dann halt vor dem Problem:
Viele Menschen hier verstehen unter "Hilfe", dass man mit einem Koffer voll Geld bei ihnen vorbeikommt, sie dessen Inhalt verschleudern können, und dann bringt man Nachschub. Um Nachhaltigkeit sicherstellen zu können, braucht man am allermeisten die Kooperation der Menschen, denen geholfen werden soll. Und daran scheitert es leider. Einfache Dinge wie einfach zu uns ins Zentrum zu kommen, um das nächste Vorgehen auszudiskutieren, sind oft nicht möglich. Das tut weh. Ich habe mich irgendwann dabei gefunden, Menschen nachzulaufen, um sie zu überreden, das Schulgedl und die Uniform, die ich für sie bekommen habe, anzunehmen, und selbst dafür waren sie nicht bereit, mich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu treffen. Ich habe also beschlossen, diese Menschen aufzugeben und mich auf andere zu konzentrieren, die die Unterstützung auch annehmen. Und das war eine sehr schwer einzugestehende Entscheidung. Ich bin mit einer gewissen Naivität nach Kenia gekommen. Nicht mit der Überzeugung, ich rette die Welt. Oder ich wäre hier eine furchtbar wichtige Person. Aber mit viel Motivation und dem Vorsatz, die Aufgaben, die ich mir gebe, auch zu meistern. Und es hat mich zu Beginn furchtbar gestört, wenn ich von den Sozialarbeitern Aussagen hörte wie "Oh, da kann man nichts machen." und damit war die Sache gegessen. Weil man soll es doch wenigstens PROBIERT haben. Wenn ich mich dahingehend dazu äußerte, wurde das meistens unkommentiert so aufgenommen. Sie haben wohl einfach auf den Moment gewartet, in dem mir plötzlich die Wahrheit an "Da kann man nichts machen." klar wird. Naja, sie wurde mir mittlerweile klar. Ich will versuchen, mich davon nicht so weit desillusionieren zu lassen, keine scheinbar unmöglichen Dinge zu versuchen. Denn jeder noch so kleine Erfolg gibt mir recht. Aber es gab viele Momente, in denen ich mich wie der kleine bedröppelte übereifrige Heini fühlte, der immer wieder umsonst seine Energie und sein Herz in hoffnungslose Fälle steckt.
Außerdem war ich unheimlich genervt davon, dass alles immer so unheimlich lange dauert. Wenn man etwas nicht selber anpackt, kann man sich sicher sein, dass es nicht gemacht wird. Und wenn man delegiert,braucht es strikte Kontrolle, ansonsten muss man sich auf Überraschungen gefasst machen.
Der ganze Frust und das Satthaben führten zu einem mehr oder weniger Ausbruch, in dem ich sehr offen und zu gerade heraus Mitarbeitern diesen Frust ins Gesicht geworfen habe. Das Resultat war die kalte Schulter einer Kollegin, die ich eigentlich sehr gerne habe, für zwei Wochen.

Ja, also das war so mein Problem. Mittlerweile habe ich meinen Optimismus wiedergefunden.

Samstag, 15. Februar 2014

Rassismus

Um es gleich vorwegzunehmen, dies ist einer der subjektivsten Einträge des ganzen Blogs und stützt sich einzig und alleine auf meine Erfahrungen, die ich ganz spezifisch in Eldoret während meiner sechs Monate hier bis jetzt gemacht habe. Ich will nichts verallgemeinern, auch wenn es sich im Laufe des Textes vielleicht so anhört und ich kenne natürlich auch persönlich Menschen/Männer, auf die das nicht zutrifft. Weiters ist es ein Suder-Artikel.

Wenn man an die Beziehung Weißer-Schwarzer denkt, kommt doch eigentlich sofort die Unterdrückung der Scharzen durch den Weißen und der schreckliche Rassismus, die unwürdige Behandlung der afrikanischen Bevölkerung durch den Westen. Dass die Schwarzen jedoch Weiße, "Mzungus" in Kenia, die andere Hautfarbe ebenso diskriminieren, wenn auch vielleicht auf eine andere Art und Weise, daran denkt selten jemand, der es nicht selber erlebt hat. Ich leide im Moment sehr unter der Sonderbehandlung, die mir leider hier zuteil wird. Zu Beginn nur angestarrt, wurden die Menschen hier mit der Zeit mir gegenüber immer unverschämter, und im Moment scheint es seinen Höhepunkt zu erreichen. Ich hoffe zumindest, dass es der Höhepunkt ist, denn momentan will ich nicht einen Fuß in die Stadt setzen. Meine Kräfte sind aufgezehrt, ich werde zunehmend aggressiver und sensibler gegenüber den blöden Anreden, den Anmachen, dem Anfassen, dem Nachschreien.
Zuerst war es nur der "Mzungu". Wohin ich auch ging, hörte ich "Mzungu, how are you?". Das ist etwas lästig, aber auszuhalten, denn man muss ja nicht antworten, und man wird, wie bei jedem permanenten lästigen Geräusch, irgendwann taub und hört es nicht mehr. Der Hauptgrund, warum es mich störte, war, dass man permanent daran erinnert wird, dass man anders ist. Ich kann 50 Jahre hier leben und fließend Swahili sprechen, meine Hautfarbe mach mich zu einem Anderem, der anders behandelt und immer gesehen wird. Je nachdem, in welcher Gegend, folgten mir Leute, fassten meine Haut an, versuchten, mich zu überreden, in ihren Bus oder ihr Auto zu steigen. Schnell hatte ich einen Stadt-Gesichtsaudruck und war taub gegenüber allem, was Freunde entweder davon abhielt, überhaupt Hallo zu sagen, wenn sie mich sahen, oder sie zwang, mir nachzulaufen, da ich auf ihre Rufe nicht reagierte. Wer das mittlerweile macht und mich von hinten anfasst, läuft Gefahr, eine geklebt zu bekommen.
Jetzt bin ich nicht mehr Mzungu. Jetzt bin ich Wamboi, Wangeshi, Wanjiko, Wanjiro, Baby, Sweetie, Honey. Die ersteren sind Kikuyu-Namen, die sie mir deshalb geben, da die Kikuyus der mitunter hellhäutigste Stamm der Kenianer und somit der den Mzungus am ähnlichsten ist. Ich habe mich also von der Weißen zur Kikuyu gemausert. Das klingt vielleicht jetzt nicht so schlimm, es ist aber enorm unfein, permanent bei irgendeinem Namen gerufen zu werden. Generell ist es unfein, gerufen zu werden. Es ist unfein, immer naders behandelt zu werden. Auch, weil das nicht ein einmaliges "Wangeshi!" ist. Nein, da ich nicht reagiere, ist es ein "Wangeshi! Wangeshi! Hey, Wangeshi! WANGESHI!!!! How are you? HOW ARE YOU WANGESHI?????". Das geht so lange, bis ich außer Sichtweite bin. Die nettesten belassen es dei den Rufen. Doch dann gibt es die, dir einem nachlaufen. Das heißt, du wirst von "Wangeshi"-Rufen UND einem Typen verfolgt. Jetzt sind das aber nicht die Typen, mit denen man unbedingt zu tun haben will. Die erste Antwort auf "Warum reagiere ich nicht einfach?". Die zweite: Ich hab was zu tun, wenn ich in die Stadt gehe und kann nicht jede halbe Minute ein Gespräch beginnen, in dem mir jemand Ordinäres an den Kopf schmeißen will.
Dann die Grapscher. Es passiert mindestens einmal pro Stadtgang, dass jemand an mir vorbeigeht und einfach mal noch ganz beiläufig die Hand auf meine Brust oder meinen Hintern legt. Wer nicht schnell genug wegläuft kassiert hiernach eine Ohrfeige. Was denken sich diese Leute?!
Die "Witzbolde". Ich gehe auf der Straße entlang, ein Typ kommt entgegen udn fast schon im Vorbeigehen hält er sein Gesicht ganz nah vor meines und spuckt mir ein "Mzungu", ein "Hey baby." oder sonstiges ins Gesicht. Mal abgesehen vom dem Mundgeruch, den viele Kenianer haben, ist das ein sehr unangenehmes Gefühl, da ich nicht gerne Nase an Nase mit einem Menschen stehe, den ich nicht ausstehen kann.
Die Festhalter. Ich gehe, da packt eine Hand meinen Arm und versucht, mich irgendwohin oder in einen Bus zu ziehen. Nach dem Grapscher das unverschämteste.
Und dieses Verhalten legen nur die Kenianer an den Tag. Noch nie hat mich eine Frau blöd angemacht, noch nie hat mir eine Frau hinterhergeschreien, noch nie hat mir eine Frau ihren Händedruck aufgezwungen.
Was mich zu meinem nächsten Punkt führt: die Männer.

Ich weiß nicht, was falsch läuft in ihrem Kopf. Ich weiß es nicht. Zuerst mein Gastvater, der mich aber so bedrängt hat, als ich noch dort wohnte und es nach vier Monaten permanenten Ignorierens, des Sperrens seiner Telefonnummer und des Blockierens auf Facebook immer noch nicht gerafft hat und weiterhin Wege findet, mich zu kontaktieren. Er hat den Grundstein für mein etwas gestörtes Verhältnis gegenüber dem anderen Geschlecht hier in Kenia gelegt. Sämtliche Typen, mit denen ich in den ersten zwei Monaten Kontakt hatten, wollten mich nur ins Bett bekommen, ich bekam täglich anonyme Anrufe, die, wenn ich ungehalten wurde, zu Bedrohungen wurden, hatte immer wieder Stalker, die ich nicht kannte, die mich aber kannten, wussten, wo ich wohnte, und mich unendliche Male am Tag anriefen, und fragte mich ernsthaft, welches Arschloch meine Nummer an so viele andere Arschlöcher gegeben hat.  Dabei war vor allem die Art und Weise, wie sie sich mir anboten oder nach zwei Tagen ihre brennende Liebe gestanden, schlicht lächerlich.

Ich weiß nicht, ob dieser Text annähernd verdeutlicht, wie es ist, ständig das Ziel zu sein. Man kann es wohl auch nur nachfühlen, hat man es schon einmal in irgendeiner Form erlebt.
Diese Menschen machen mir es im Moment jedenfalls schwer, mich in diesem Land wohl und von der Gesellschaft akzeptiert zu fühlen. Ich fühle mich bei meinen Freunden wohl und in meiner vertrauten Umgebung, wo mich die Leute gut kennen und in Ruhe lassen. Aber nicht draußen. Und das ist sehr traurig. Ich vermisse, anonym zu sein.

Ich habe mir hier sehr viel Frust von der Seele geschrieben und war einfach nur entnervt, aber bin hier keineswegs in Gefahr, wenn ich mich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bewege, und nicht alle Männer sind Schweine, und wie gesagt ich war genervt und mittlerweile kann ich wieder darüber lachen und zurücksudern, weil es einfach nur richtig doof ist, was die da abziehen und eigentlich ein wenig arm, also ihr braucht euch echt keine Sorgen machen!! Bitte. Wirklich.

Freitag, 14. Februar 2014

Affen, Schlangen, Maasai - Welcome to Tanzania

Am 27. 12. ging es für Emma und mich nach zuerst nach Tansania und dann auf Sansibar, um dort Silvester zu feiern.

Die Reise begann in Nairobi, von wo wir einen Nissan nach Namanga nahmen, welches an der Grenze Kenia-Tansania liegt.
Doch bevor wir diesen Ort überhaupt erreicht hatten, fanden wir uns in einer etwas unwirklichen Situation wieder. Acht Kilometer vor der Grenze mussten wir anhalten, da uns auf dei Straße gezerrtes Gestrüpp den Weg versperrte, alsbald fanden wir heraus, dass die Community in dieser Gegend, Maasai, eine Straßensperre aufgestellt hatten. Das war um 11 Uhr vormittags. Da wir nicht mehr weit von Namanga entfernt waren, beschlossen wir, auszusteigen und zu versuchen, zu Fuß durch die Straßensperre und nach Namanga zu kommen. An der ersten Sperre vorbei wähnten wir uns schon bald and er Grenze, da standen wir vor der nächsten. Es stellte sich heraus, dass sich die Straßensperren über eine Strecke von zwei Kilometern zogen, immer von einer Gruppe Maasai, die mit ihren typischen Stöcken bewaffent waren, bewacht. Das Durchkommen wurde immer schwieriger, da die Maasai ungehaltener wurden, und an den letzten paar Straßensperren sahen wir schon, wie andere Fußgänger mit demselben Vorhaben von ihnen wieder zurückgetrieben wurden. An der letzten Sperre war dann Ende. Die Krieger hatten ihre Stöcke drohend erhoben und verjagten jeden, der sich der Sperre näherte, mit ihren Rufen. So blieb uns nichts anderes übrig, als umzukehren und im Schatten eines kleinen Bäumchens Zuflucht vor der unbarmherzigen Kraft der Sonne zu suchen. Die Mittagshitze hatte ihren Höhepunkt erreicht und die Luft flimmerte. Wasser hatten wir keines, da wir dieses in Namanga zu kaufen geplant hatten und der Mund war heiß und trocken. Zumindest erfuhren wir nun den Grund der Straßensperre:
Ein Maasai-Wächter an einer Tankstelle war von Angehörigen eines anderen Stammes, den Luyas, getötet, "geschlachtet" wie man uns erzählte, worden und die Maasar forderten nun Gerechtigkeit und außerdem eine Kompensation für den Verlust ihres Stammesbruders (verstehen muss man das denke ich nicht, aber sie wollten wirklich Geld als eine Art Ausgleich). Die Polizei hatte auf dei Nachricht des Mordfalls keinen Finger gerührt, daher die Straßensperre, die bis zu einer Reaktion der Exekutive aufrecht erhalten bleiben sollte. Je mehr Zeit verstrich, desto wütender wurden die Maasai, irgendwann ging sogar das Gerücht um, sie wollten die Tankstelle sprengen, sollte in den nächsten 30Minuten keine Reaktion vom Staat gekommen sein. Promt war die Polizei zur Stelle und alle Maasai fanden sich zusammen, um zu verhandeln.
Es war ein eindrucksvolles Bild, eine so große Gruppe der traditionell gekleideten und geschmückten Maasai mit ihren Waffen zu sehen. Sowohl Frauen als auch Männer nahmen an der Versammlung teil. Der einzige, der keine der rot karierten Tücher trug und nicht mit den bunten Perlenhalsketten und -ohrringen geschmückt war, war der Anführer der Community, er trug einen braunen Anzug und sah damit viel weniger eindrucksvoll aus als sein Volk. Die Verwestlichung nimmt diesen Kulturen ihre Eleganz.
Zuerst schien es, als würde man sich einigen, doch dann machte sich die Polizei daran die erste Sperre zu öffnen, und das war wohl der eindrucksvollste und zugleich respekteinflößendsten Moment des ganzen Erlebnisses:
Mit Kreigsgeheul und erhobenen Waffen stürzten die Maasai auf die Polizisten zu, und wir wurden Zeugen der unglaublichen Geschwindigkeit, mit der diese Menschen laufen können. Mit ihren langen, kraftvollen Beinen laufen sie mit federndem Schritt und scheinen sich mühelos fortzubewegen, als wären ihre Körper leicht wie Stroh.
Wie sich dieses Gewimmel schließlich ordnete und klärte, weiß ich nicht, doch plötzlich ging alles sehr schnell, das Gestrüpp wurde zur Seite geschafft und wir konnten unseren Weg fortsetzen. Da unser Gefährt schon lange weg war, stiegen wir kurzerhand in einen anderen Bus ein und fuhren dort mit.
Die Straßensperre hatte uns über drei Stunden Zeit gekostet und wir wussten nicht, ob wir Arusha, unser erstes Ziel, noch pünktlich vor Einbruch der Dunkelheit erreichen würden. Am Immigration Office der Grenze mussten wir nun noch einmal ein Stunde anstehen, da unheimlich viele Leute auf einmal nach Tansania wollten, und manche der Wartenden waren unheimlich erschöpft, da sie fast neun Stunden ohne Wasser an der Straßensperre ausgeharrt hatten. So ein kleines Mädchen vor mir in der Schlange, dass mir plötzlich ohnmächtig in die Arme fiel.

Doch dann war es geschafft, und müde überschritten wir die Grenze nach Tansania.
Schon hier an der Grenze fiel uns die veränderte Umgebung auf, es war viel grüner und weniger verbaut, außerdem nicht so dreckig und verschmutzt.
Wir erreichten unser Hostel noch vor der Dunkelheit und genossen erst einmal die funktionierende Dusche und die Toiletten mit Spülung.

Arusha, eine ehemalige Garnisionsstadt, ist eine schöne Stadt mit wundervoller Umgebung und seine Geschichte ist recht interessant. Die Überreste der deutschen Kolonie zeigen sich nicht zuletzt in den Straßennamen, sondern auch darin, wie die Stadt strukturiert und angelegt ist. Man hat das Gefühl, diese Stadt ist das Ergebnis einer Heirat von deutscher Organisation und afrikanischem Chaos. 1916 wurde es von der britischen Kolonialmacht übernommen, die die Einwohner der Stadt etwas weniger grausam behandelten als die deutschen Kolonialherren.

Nach zwei Tagen in Arusha ging es in einem (horrormäßig langen) 12-Stunden-Trip nach Dar-es-Salaam. In Tansania sind Nachtfahrten für Busse verboten, da es viele Unfälle passieren, also verbrachten wir einen ganzen Tag im Bus. Man konnte jedoch permanent aus dem Fenster schauen und es wurde einem nicht langweilig, da die Landschaft Tansanias ungleich schöner ist in vergleihc mit der Kenias. Wirtschaftlich nicht so weit entwickelt gibt es hier nicht so viele der in Eile zusammengestückelten Siedlungen an den Highways, es beschränkt sich auf die Dörfer, die auch schon da waren, bevor die Straßen gebaut wurden. Da Sonntag war, sah man auf den Dorfplätzen immer wieder die Bewohner versammelt, in ihre bunten Kitenges gekleidet, wie sie singend und tanzend ihre Gottesdienste hielten. Ein wunderschönes Bild, die Farbenpracht der wild gemusterten Kleidung auf einem Hintergrund aus roter Erde und Lehmhütten.

Wir erreichten Dar spät und leisteten uns ein Taxi zum Hostel, das schrecklich war.
So war mein erster Eindruck von Dar es Salaam nicht besonders gut, auch der nächste Morgen brachte keine Besserung. Wir machten uns auf den Weg zur größten Busstation, um einen Bus zurück nach Arusha für unsere Heimreise eine Woche später zu buchen. In Dar es Salaam scheinen die Leute nicht gewöhnt zu sein, dass Weiße die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, wir wurden überall nur verwundert angeschaut. Die Busstation war riesig, unübersichtlich, zwei Leute versuchten, meine Sachen zu stibitzen und es war eine riesige Herausforderung, die richtige Buslinie zu finden, da wir ständig von angeblichen "Managern" in dubiose Büros geschleust wurden.
Letztendlich bekamen wir Bustickets, wenn auch nicht zu 100Prozent sicher, ob diese auch echt seien.
Nach diesem hektischen Morgen konnten wir es nicht mehr erwarten, endlich die Fähre nach Sansibar zu betreten.

Und dann erreichten wir diesen Traum. Sansibar! Von allen Städten, in denen ich war, von allen Stränden, an denen ich gelegen , von all den Wassern, in denen ich geschwommen bin, von all den Früchten und Fischen, die ich gegessen habe, war Sansibar einer der schönsten Orte, an denen ich bisher sein durfte. Okay, meine Relation was "Stadt" und "Sauberkeit" betrifft, war nach fünf Monaten in Eldoret wohl ein wenig anders, als die eines direkt von Europa Kommenden. Dennoch, ein Traum! Ein furchtbar entspannender Traum!
Nach Mombasa waren wir verzückt von dem paradiesischen Leben dort, doch Sansibar wischte all diese Eindrücke achtlos beiseite.
Unsere Lodge befand sich an der Ostküste und war eine wunderschöne Anlage inmitten eines Dorfes am Strand. Die Atmosphäre war vollkommen entspannt, die offenen Räume mit den Palmdächern und das Rauschen des Meeres ideal zum Seele baumeln lassen. Der einzige Nachteil war, dass es nur ein einziges Restaurant in der Näher gab, das jedoch war richtig cool, es gab den Fang, der am Tag gemacht wurde, inklusive Hummer für 10€. Schon verrückt.

Wir schnorchelten im klarsten Wasser der Welt, die Farbe türkiser als in jedem Swimming Pool, nicht mal Photoshop würde das so hinbekommen und sahen alle Fische von "Findet Nemo", genossen riesige Grapefruits, Datteln, Maracujas, Riesenbananen, Mangos, Kokosnüsse und ach..., streunten in Stone Town herum und ließen uns von ihrem Charme gefangen nehmen, fühlten uns überall, wo wir waren, sicher, aßen köstliches Essen und genossen unser Leben in vollen Zügen. Und während all dieser Zeit, überhaupt während unserer ganzen Reise, wurde ich kein einziges Mal Mzungu genannt. Es war so entspannend. Im Moment macht mir der Rassismus in Kenia schwer zu schaffen, doch dem widme ich einen eigenen Eintrag.
Die Natur uf Sansibar ist wunderschön und noch richtig wild. An den Stränden gibt es diese vermutlich süßen Affen. Eines Nachmittags gesellte sich ein solcher zu uns und zuerst war es ganz nett mit ihm. Der Spaß hörte auf, als er begann, mein Buch zu essen. So begann ich, mich mit ihm darum zu streiten, und gewann auch, da war er aber so beleidigt, dass er mich kurzerhand in den Arm biss.
Auch mit Schlangen ging ich auf Tuchfühlung, als sich eine nachts auf dem Weg zur Toilette um meinen Fuß wickelte. Zu Beginn dachte ich, es wäre ein Seil, so entfernte ich es gedankenverloren, erst als es sich dann bewegte, wurde mir bewusst, WAS sich da um mich gewunden hatte. Die Toilette musste dann bis am nächsten Morgen warten, in dieser nacht hhatte ich zu viel Angst, noch einmal rauszugehen.

Nach fünf wundervollen Tagen mussten wir schweren Herzens wieder weg vom Paradies.
Zurück in Dar es Salaam wirkte dieses plötzlich viel freundlicher, wir hatten ein tolles Hostel und spazierten am Abend noch ein wenig durch die Stadt. Das Straßenessen sah richtig lecker aus und es war interessant, den Leuten beim Kochen zuzusehen. Es schmeckte dann auch so gut, wie es aussah, und was in irgendwelchen Reiseführern über die Gefahr von Street-Food steht, ist meiner Meinung nach Unsinn, denn das hat mich noch nie krank gemacht, dafür wurde mir ein Restaurant bei unserem ersten Aufenthalt in Dar zum Verhängnis und die Nachwirkungen plagten mich während der ganzen Zeit auf Sansibar.
So genossen wir den letzten Abend an der Küste und fuhren frühmorgens am nächsten Tag zurück nach Arusha. Die Bustickets waren auf alle Fälle nicht das, was wir gebucht hatten, doch wir bekamen einen Bus nach Arusha, und er war sogar gemütlicher als der der Hinfahrt.
Auch Arusha war noch einmal bezaubernd.
Am nächsten Tag einen Shuttle zurück nach Namange zu bekommen, war eine Herausforderung, da die Ferien zu Ende gingen und viele Leute nach Nairobi wollten, um dort wieder zu Studieren oder zu arbeiten, aber keiner nach Arusha. Deshalb gab es sehr wenige Shuttles und viele der Fahrer wollten kein weiteres Mal an die Grenze zurück, da sich das Geschäft nicht lohnte. So gewann, wer am rücksichtslosesten mit den Ellbogen um sich stieß.

Als wir die Grenze nach Kenia überschritten, überkam mich ein Gefühl des Zuhause-Ankommens und ich wusste, wohin mein Herz gehörte.
Auch wenn ich Tansania als viel schöneres und für Weiße viel geeigneteres Land empfunden habe, da die Menschen toleranter und ehrlicher sind, bin ich doch hier in Kenia zuhause. Einfach wegen der Menschen, die ich während unserer zehntätigen Reise furchtbar vermisst hatte.

Freitag, 10. Januar 2014

Weihnachten

Wir haben zwar immer genug zu essen im Rescue Centre, aber eben auch nur genug. Das heißt, kein Kind ist unterernährt und keines muss hungrig ins Bett gehen (meistens). Deswegen geht es um die Weihnachtszeit dann sehr verrückt zu hier.
Leute werden großzügig und spenden, spenden Essen, schon gekochtes Essen, dass dann auch vertilgt werden muss, um es nicht verderben zu lassen. Um die Weihnachtszeit also gibt es viel zu essen, zu viel. Das führt so weit, dass vor allem die Jüngeren Bacuhschmerzen bekommen, da sie ohne Halt in sch hineinstopfen, eines der Kinder hat sich an einem Tag sogar übergeben. Am Ende musste dann doch Essen weggeworfen bzw. den Schafen gegeben werden.
Grundsätzlich ist es ja gut, Spenden zu erhalten, nur kommt dann plötzlich alles auf einmal. Kann man die Kinder im Juni, Juli mit Süßigkeiten und Saft in Ekstase stürzen, wollen sie dies zu Weihnachten gar nicht mehr. Zuerst gibt es lange nichts, und dann viel zu viel. Man kann natürlich keinem Spender einen Vorwurf machen, aber eine bessere Verteilung dieser Spenden auf das Jahr hätte wohl mehr Sinn.

Abgesehen von massenhaft Essen und Süßem, und einer Gruppe die kamen, um Weihnachtslieder zu singen, verlief Weihnachten eher unspektakulär. Zwei Schafe wurden geschlachtet und ich brachte mein Weihnachtsgeschenk, FlipFlops für jeden. Einen richtigen Weihnachtszauber gab es nicht, es scheint allerdings hier auch nicht so wichtig zu sein.
Es war auch irgendwie sehr entspannend, ich verbrachte die gesamte Adventszeit ohne ein einziges nerviges Weihnachtslied im Radio, ohne die stressige Werbung und die übertrieben kitschigeWeihnachtsdeko überall. Eigentlich gab es nichts, das auf Weihnachten hindeutete. Das wäre vielleicht in einer Familie anders gewesen, aber ich hatte alle Einladungen ausgeschlagen und mich dazu entschlossen, im Rescue Centre zu bleiben. Und es war trotzdem ein schöner Tag.

Am 24. und 25. hatte ich ein wenig Weihnachten über Skype, und vor allem der 25. war super, Weihnachten bei der mütterlichen Verwandtschaft, alle vor einen kleinen Bildschirm gequetscht, das übliche Chaos und Durcheinander, ich fühlte mich plötzlich, als wär ich direkt unter ihnen. Das war echt lustig und wirklich nett.
Am 25. war dann auch packen angesagt, am 26. sollte es losgehen nach Tansania, gemeinsam mit Emma für zwei Wochen. Obwohl ich mich sehr auf die Reise freute, wusste ich doch schon im Vorhinein, dass es schwierig sein würde, die Kinder und Kollegen hier für so lange Zeit alleine zu lassen.

Auch wenn die Weihnachtszeit wohl die heimwehgefährdetste Zeit ist, hab ich diese Falle wohl sehr geschickt damit umgangen, dass ich eben um diese Zeit bei Mercy wohnte.
Freundschaften hier werden sehr schnell sehr intensiv, da man irgendwo weiß, dass die gemeinsamen Zeit begrenzt ist. Das heißt, man vermisst sie deshalb nach einer Woche unheimlich, weil diese Woche eine Woche eines Jahres ist, das man hier verbringt, in dem man sich sicher sieht, bevor es dann auf Besuche reduziert wird. Das möchte ich hier erwähnen, da ich niemanden vor den Kopf stoßen will mit meinen Worten, mit meiner Begeisterung und vielleicht mit dem Anschein, vollkommen auf Österreich zu vergessen.
Das tu ich nämlich nicht, ich versuche nur, alles aus diesem Jahr, das mir geschenkt wurde, zu schöpfen. Und dazu gehört auch, sich auf das Jetzt zu konzentrieren. Es wäre tödlich (ich sehe, dass es tödlich ist), permanent noch mit halbem Fuß in einem anderen Land zu stehen. Das heißt, man bekommt nie dieses Gefühl, völlig da zu sein. Mit beiden Beinen irgendwo zu stehen heißt aber ja auch nicht, dass diese dort jetzt in Zement eingegossen werden und man sich nicht mehr bewegt. Nein, seine Füße einmal von einem Ort, einem Land, einer Umgebung loszueisen, macht sie leicht, beweglich, flink, und man kann danach viel leichter von Ort zu Ort wandern. Es macht sie freier, wegzugehen und zurückzukehren. Ich habe keine Angst mehr davor, meine Heimat, sei sie nun in Kenia oder in Österreich, oder in einigen Jahren vielleicht auch noch an anderen Orten der Welt, für eine Zeit zu verlassen, um etwas Neues zu entdecken. Heimat ist nicht der Ort, an dem man geboren wurde, oder der Ort, an dem man dieselbe Sprache spricht, Heimat sind die Menschen, die einen lieben.
Diese Erkenntnis habe ich hier machen dürfen und ich bin sehr dankbar für sie. Und für die Leute um mich herum, die mir jeden Tag das Gefühl geben, ihnen wichtig zu sein. Auch bin ich dankbar für die Menschen in Österreich, die mich unterstützen, einfach dadurch, dass sie mir zuhören und mich verstehen, und bei denen ich weiß, es erwarten mich Freunde und Familie, wenn ich im August wieder zurückkomme. Das gibt mir Sicherheit und lässt mich etwas mehr Frieden schließen mit dem Gedanken, dass mein nun Flug gebucht ist.

Dienstag, 7. Januar 2014

Feldarbeit und Trinkwasserstreit

Heim von Mombasa ging's gleich wieder an die Arbeit. Es hatte die Woche davor endlich wieder geregnet und die Bedingungen waren gut, Gemüse zu pflanzen. So verwandelten wir den Boden in Gemüsebeete und waren zwei Wochen lang mit Umgraben und Pflanzen beschäftigt. Meine zarten Europäerhändchen waren das Ackern mit der Jembe nicht gewohnt und so bildeten sich nach kurzer Zeit blutige Blasen an. Doch auch die anderen hatten mit Blasen zu kämpfen, das ließ mich weniger "Mzungu kann keine Arbeit machen"-mäßig fühlen.
Nun haben wir eine große Zahl an Feldern auf unserem Compound, mit Mais, Sukumawiki, Managu, Kunde, Zwiebeln, Tomaten, Avocados, Kohl. Das ist richtig toll, da wir so weniger von Spenden abhängig sind und auch aus dem Eigenanbau leben können.
Feldarbeit macht unheimlich Spaß, da weiß man, warum man am Abend müde ist, und es ist eine Arbeit, die man in dieser Form zuhause nicht mehr macht, da es ja Traktoren gibt.

Was mich etwas verwundert oder manchmal auch nervt, ist, wie mein Verhalten Erstaunen bei den Kenianern auslöst. Eine Weiße am Feld, das war sowieso die Attraktion schlechthin, Leute im Vorbeigehen konnten gar nicht genug starren, doch selbst im Centre waren sie zu Anfang nicht ganz sicher, ob ich das jetzt ernst meine, dass ich eine Jembe haben und mitmachen will.
Oder dass ich Wasser aus dem Brunnen schöpfe/Wasser pumpe und dann zu den Feldern trage, um die Pflanzen zu wässern. Dass ich jeden Tag gemeinsam mit den Kindern esse, dass ich bei den Mädchen oben schlafe, dass ich dasselbe Wasser trinke, dass ich halt alles genauso mache, wie sie.
Ich verstehe es nicht ganz, denn deswegen bin ich ja hier.
Und ich schöpfe gerne Wasser, ich wasche gerne mit der Hand, ich lebe gerne so, da weiß man wirklich, woher das kommt, was man benutzt, man verschwendet weniger, man braucht seine eingene Energie. Es ist logischer. Viel logischer.

Ein paar Tage nach meiner Rückkehr von Mombasa begann Trockenheit die Stadt zu plagen. Der permanente Wind beschleunigte den Prozess und so versiegte das Leitungswasser bald, das hier trinkbar ist. Das brachte ein sehr essentielles Problem mit sich, denn jeder hatte zwar vorsorglich Wasservorräte angelegt, doch sollte die Trockenheit lange anhalten, würden die Leute gezwungen sein, entweder das Brunnenwasser zu trinken, oder welches zu kaufen. Das Brunnenwasser ist launisch, mal kann man es problemlos konsumieren, mal stellt es lustige Dinge mit Bauch und Haut an. Nicht weniger der Kinder hatten plötzlich mit Hautausschlag und Bauchschmerzen zu kämpfen.
In solchen Zeiten zeigen sich dann auch die nicht so schönen Seiten der Menschen.
Was ich bis jetzt hier erlebt habe, gibt es zwei Sorten Mensch hier - die, die geben, obwohl sie selbst fast nichts haben, und die, die die Worte Loyalität und Unterstützung offensichtlich nicht kennen.
So wurde während dieser Trockenheit gutes Trinkwasser von gewissen Personen zum Blumenspritzen verwendet, um die Möglichkeit, nach Wasser gefragt zu werden, zu umgehen. Neben dem Fakt, dass dieses Wasser dem ganzen Rescue Centre zugänglich sein sollte, ist der Grundgedanke einfach falsch und scheußlich, braucht eine Einzelperson doch auch keine 5000 Liter Wasser für sich. Das machte mich unheimlich wütend und ich konnte diesem gierigen Menschen nicht einmal mehr in die Augen sehen.
Aus diesem Grund und auch, weil ich mich seit Mombasa ein wenig verloren und einsam in meinem großen Raum fühlte, zog ich kurzerhand zu Mercy, die hier so ziemlich meine beste Freundin ist.

Es war sehr schön, wieder mit jemandem zusammenzuleben, und mit Mercy fühlte es sich so an, als wär es nie anders gewesen. Es ist wunderbar, am Abend auf dem Sofa zu gammeln, fürchterlich schlechte mexikanische Soaps, die man nichtsdestotrotz jeden Abend verfolgen muss, anzusehen und Blödsinn zu reden.
Jeden Tag um halb sechs aufzustehen und mich um Brolin, der am 19. Jänner zwei Jahre alt wird, zu kümmern, während Mercy draußen wäscht, nahm ich dafür gerne in Kauf.
Ich war um diese Zeit wieder von Müdigkeit und Erschöpfung befangen, die interessanterweise nur dann verschwand, wenn ich auf dem Feld arbeitete oder Wasser zu den Feldern brachte.
Wie müde ich tatsächlich war, zeigte sich, als ich eines Morgens nicht selber aufwachte, und Mercy mich auch nicht weckte, und so bis halb zwölf durchschlief.
Was diese Erschöpfung auslöst ist mir nicht klar, es ist allerdings echt ärgerlich, da man immer nur halbwach dahinvegitiert und sich nicht zu hundert Prozent in eine Sache hängen kann. Natürlich, die Arbeit ist irgendwie anstrengend, die Kinder brauchen immer Aufmerksamkeit, und da ich im Projekt lebe, gibt es keine wirkliche Trennung zwischen Arbeit und Freizeit, und auch an den Wochenenden bin ich mit den Kindern zusammen, sofern ich nicht unterwegs bin. Aber trotzdem hab ich das Gefühl, eigentlich viel mehr machen zu müssen, um wirklich so müde sein zu dürfen.

Eine Woche vor Weihnachten kam ein neuer Junge ins Rescue Centre, Peter. Peter ist neun Jahre alt und vollkommen unterernährt, weiters hat er ein Alkoholproblem. Seine Eltern sind beide Alkoholiker, die zuhause selber Alkohol brauen und den Kindern einzig die Sedimente dieses "Local Brew" als Nahrung vorsetzten. Peter hielt es vier Tage in dem Rescue Centre, bevor er durch ein Loch im Zaun schlüpfte und verschwand. Diese Geschichte ist leider kein Einzelfall. Meist sind diejenigen, die die meiste Hilfe bräuchten, auch die, die nach kurzer Zeit wieder aus dem Centre weglaufen.
Ich weiß nicht, ob ich es gut finde, wie leicht es mir mittlerweile fällt, diese Schicksale nicht an mich heranzulassen, allerdings ist diese Distanz notwendig, um nicht permanent schlecht drauf zu sein. Manche würden es vielleicht auch als "Professionalität" bezeichnen, dessen bin ich mir aber auch nicht so sicher.

Mombasa

Von 1. bis 9. Dezember unternahm ich meine erste größere Reise zusammen mit Emma und Raph - es ging nach Mombasa.
Nun ja, was soll ich sagen. Wir haben den Urlaub sehr genossen, die ersten drei Tage glichen einem Traum - wir, alleine, Natur, weißer Strand, Mangroven, Spaziergänge entlang der Küste, türkisblaues Wasser, Palmen, Kokosnüsse. Das war Mtwapa, ein Ort etwa 30 Minuten von Mombasa entfernt. Ideal zum Ausspannen, und da wir die einzigen Touristen waren, konnten wir uns der Illusion hingeben, dieses Paradies gehöre uns, und nur uns alleine. Einfach nur auf das Meer zu blicken, den Duft einzusaugen, den Geschichten der Wellen zu lauschen, stundenlang hätte man sich in diesem Schauspiel verlieren können.

Sowie in Sachen traumhafte Küste alle Erzählungen und Beschreibungen bestätigt wurden, trafen wir auch auf die Beach Boys.
Der erste war gleichzeitig auch der dreisteste. Das Bild, das die afrikanischen Männer der Küste von weißen Frauen zu haben scheinen, ist ein wenig erschreckend.
Dieser Beach Boy, mit dem Namen David, hängte sich sofort am ersten Tag an uns und wollte nicht mehr verschwinden. Nachdem ich ihm permanent ein Gespräch unter vier Augen verweigerte und nicht gerade freundlich war, trollte er sich irgendwann, nur, um uns auch wieder den fragwürdigen Genuss seiner Gesellschaft zu bescheren. Nachdem er uns beim Essen zugesehen hatte, brachte er uns eine Flasche Palmwine, Kokosnuss-Wein, den man nur in Gegenden erwerben kann, in denen es auch Palmen gibt.
Den Palmwine gewinnt man, indem man Kübel unter die unreifen Kokosnüsse an den Palmen hängt. Morgens verlieren diese ein paar Tropfen Nektar und dieser Nektar wird gesammelt und dann abegfüllt. Man kann den Wein nicht transportieren, da er viel Kohlensäure enthält und die Flaschen explodieren würden, würde man sie verschließen. Der Wein schmeckt interessant, nicht schlecht, und ist etwas stärker als gewöhnlicher Wein.
David gab uns also diesen Wein, womöglich in der Hoffnung, mich etwas zu beschwipsen.
Als die Flasche geleert und sein Mut etwas gestiegen war, bat er mich nochmal, zu zweit mit ihm zu sprechen, und Emma und Raph, die das unheimlich lustig fanden, entfernten sich.
Und dann kam die Frage aller Fragen:
Hast du einen Freund? Ihm von "meinem Verlobten" in Österreich zu erzählen, hielt ihn nicht davon ab, mir seine Liebezu gestehen und mir die nächste Frage zu stellen, ob ich ihm nicht den Gefallen einer "Erfahrung" mit einer weißen Frau zu machen täte, denn er hätte noch nie mit einer Europäerin geschlafen. Dass ich das nicht wollte, war nicht von Belang, denn ER LIEBTE MICH, wo also das Problem? Das Gespräch endete mit einer Standpauke meinerseits und der Frage, ob er mich zumindest küssen könnte. Das traurige an dieser Geschichte ist, dass es einfach viel zu viele Weiße gibt, die tatsächlich der Beach Boys wegen an die Küste kommen. Das resultiert darin, dass viele junge Männer keine Schulausbildung machen, sondern sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, diesen Frauen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Recht viel Unterschied zu Prostitution seh ich darin nicht.

Die restlichen sechs Tage verbrachten wir in Nyali Beach, in einem echt coolen Backpackers, dort konnte man sich richtig zuhause fühlen. Es war schön, einfach nichts zu machen, am Strand zu liegen und zu lesen.
Die Stadt Mombasa ist nett, die Sehenswürdigkeiten sind in einem Halbtag abgehakt, die Atmosphäre ist aber toll und es ist sehr schön und entspannend, nicht permanent "Mzungu" gerufen zu werden. Man merkt schon, dass die Leute mehr an Touristen gewöhnt sind.

Einen Tag verbrachten wir in Kilifi, ein Stunde von Mombasa, dort ist es ähnlich schön wie in Mtwapa, wir hätten gerne noch ein paar Tage dort verbracht.
Ein schöner, entspannter Urlaub mit den richtigen Menschen, ich bin froh, so tolle Reisepartner gefunden zu haben!