Montag, 11. November 2013

Umzug

Sonntagabend also eröffnete ich meinen Gasteltern, dass ich ausziehen möchte. Ich war ehrlich nervös und es kostete mich viele Worte, bevor ich auf den Punkt kommen konnte. Ich versuchte, ihnen meine Beweggründe so verständlich wie möglich zu machen, ließ den Hauptgrund, nämlich, dass ich mich mit dem Verhalten meines Gastvaters ganz und gar nicht wohlfühlte, jedoch außen vor. Mein Gatsvater sagte gar nichts, meine Gastmutter meinte, sie würde mich verstehen und hätte sich schon sowas in der Art gedacht, ich hätte nur früher etwas sagen können. (Dass ich schon ab und an darauf hingewiesen hatte, dass die beengte Situation und die komplett fehlende Privatsphäre eine Belastung für mich darstellten, hatte sie wohl vergessen, und ihre Standard-Antwort "Soon, God will open a way" war auch  nicht sehr hilfreich gewesen). Das nächste, was sie beschäftigte, war, was wohl die Leute dazu sagen würden. Naja, im Endeffekt machten sie es mir nicht sehr schwer, nun wirklich raus zu wollen. Bis Mittwochabend, wo ich der kleinen Wohnung in Mwanzo, dem Viertel in Eldoret, in dem ich lebte, den Rücken kehrte, herrschte eine sehr unangenehme Stimmung, und ich war froh, als ich meine Koffer zur Tür hinausschob.

Am Dienstag hatten wir meine neue Wohnung geputzt und auf Vordermann gebracht, es war natürlich noch einiges zu tun, aber zum Schlafen reichte es schon. Meine neue Unterkunft war flächenmäßig genauso groß wie die Wohnung, die wir davor zu sechst bewohnt hatten. Die Wände meines neuen Heims sind hellgelb gestrichen, die Farbe der Bodens gleicht der rötlichen Erde, die im Westen Kenias oft vorzufinden ist. Fenster gibt es vier an der Zahl und sie sind groß und durchfluten den Raum mit Licht. Das Bad war einmal für fünf Mütter mit Kindern gedacht und ist dementsprechend groß, ich habe die Auswahl zwischen drei Toiletten und drei Duschen. Die Babybetten habe ich in den angrenzenden Raum gebracht, und aus den Betten habe ich mir ein Sofa, eine Kommode und einen Kleiderschrank, auf den man soagr Bügel hängen kann, gemacht. Ich habe einen Gaskocher, Geschirr und diverse Küchenutensilien gekauft und kann jetzt problemlos kochen. Ich habe meine erste eigene Wohnung, und zwar in Kenia. Wer kann das schon sagen hihi.
Ich fühlte mich auf jeden Fall auf Anhieb wohl.
Die ersten drei Tage versorgte mich Maggie in Ermangelung eines Wasserkochers und einer Thermoskanne morgens und abends mit Tee (mit Milch und uuuuuunendlich viel Zucker), die Abende verbrachten und verbringen wir oft redend auf den von der Sonne untertags aufgeheizten Stufen vor meinem Haus. Ich kann auch jeden Abend den Sonnenuntergang bewundern.

Das Wochenende schloss ich mich mehr oder weniger ins Haus ein. Das erste mal seit zehn Wochen war ich vollkommen alleine. Ich genoss die Stille und rastete mich aus. Montag hatten wir auch frei, da Mashujaa-Day war, der Tag, an dem Kenias Helden gefeiert werden. Zu Mittag zog es mich aber doch hinaus und ich ging zur den Mädchen, um den Nachmittag mit ihnen zu verbringen.
Am Dienstag war ich dann enorm glücklich, meine Arbeitskollegen wiederzusehen, vor allem Mercy, die in meiner ganzen Zeit hier einer der wichtigsten Menschen für mich geworden war. Auch Brenda hatte ich sehr vermisst.

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