Mittwoch, 27. November 2013

Zeitraffer

Da ich es nicht schaffe (und wie ich mich kenne, auch nicht mehr schaffen werde), wirklich pünktlich im Jetzt anzukommen, werde ich jetzt ganz dreist die letzten drei Wochen überspringen. Sehr viel passiert ist nicht in dieser Zeit, schon, aber ich will mich jetzt nicht mehr auf diese Kleinigkeiten versteifen.

Ich habe Raph kennengelernt, einen deutschen Volontär, der auch in Eldoret lebt, und freue mich, jemanden zu haben, mit dem ich mich manchmal am Nachmittag treffen und auch Ausflüge in die Umgebung machen kann. Unsere Gespräche führen meist vom Hundertsten ins Tausendste und so vergehen die Stunden sehr schnell. Außerdem versorgt er mich mit guten Büchern, hihi.

Mir wurde meine Tasche mit viel Inhalt gestohlen, dieses Kapitel ist damit hoffentlich auch abgehakt.
Dieses Erlebnis hat mich wiederum die Freunde, die ich hier habe, schätzen gelehrt, vor allem Mercy, die mich selbstverständlich bei sich wohnen ließ (der Räuber hat auch meine Schlüssel mitgenommen) und mich mit Kleidung und Essen versorgte. Das ist Kenia.
Der Wachmann an unserem Gate hat fünf Meter neben mir seinen Rausch ausgeschlafen, als man mir mein Zeug genommen hat, und die Polizisten auf dem Gelände haben mich zwar schreien hören, aber haben sich dann doch lieber wieder ihrem Damenbesuch zugewandt. Das ist auch Kenia.

Ich verstehe mich mit den älteren Mädchen so gut wie noch nie, fühl mich oft wie die große Schwester, und am Abend sitzen wir noch im Schlafsaal und reden über Gott und die Welt und ich hör mir ihre Jungsprobleme an. Es ist manchmal schön, zu sehen, dass sie trotz ihrer Vergangenheit doch auch die selben Teenagerprobleme haben, wie die Leute daheim.
Ich habe falsche Haare und Haarpfelegemittel gekauft, seitdem ist der Girls' Compound ein Schönheitssalon, auch ich hab mein Haar geflochten bekommen.
Das Wetter wird windig und trocken, es wirbelt vie Staub herum und auch die Menschen wirbeln auf. Es passieren stämdig schräge Dinge, es wird in das Areal des Rescue Centres eingebrochen, im Centre selbst wird ständig gestohlen, die älteren Jungs treiben ihre illegalen Geschäfte und oftmals sieht man fremde Menschen am Zaun rumlungern, die kleinen Mädchen beim Spielen betrachtend oder verstohlene Blicke mit einem unserer "Kinder" austauschend.
Die Zahl der Kinder hier hat sich halbiert.
Die Achtklässler zittern vor den Ergebnissen ihrer K.C.P.E.s, die ihnen den Aufstieg in die High School ermöglichen.
Es gib immer wieder Spenden und wir haben mehr Gemüse, was den faden Geschmack des Githeris oft durch Hinzufügen von Paprika oder anderem atwas aufpeppt.

Am Samstga geht's nach Mombasa für eine Woche, und auch, wenn ich mich freue, will ich eigentlich nicht weg von hier.
Ich merke, dass sich hier eine ganz andere Seite in mir hervorkehrt, nicht, dass ich sie zuhause nicht gehabt hätte. Aber das Umfeld lässt mehr diese andere Sarah zu, und ich fühl mich sehr wohl mit ihr. Wohler oft, als ich mich daheim mit mir gefühlt habe. Da ich die deutschen Worte dafür nicht wirklich finde:
I am settled here.

1 Kommentar:

  1. Jambo Sarah!
    Kenia war irgendwie schon immer ein Land das ich unglaublich gerne erleben wollte. Also habe ich, wie du, beschlossen diese Erfahrung als Volontärin zu begehen (auch über ICYE-Österreich).
    Heute habe ich erfahren das ich ins Children's Rescue Center in Eldoret kommen werde, da habe ich natürlich sofort voller Vorfreude das Netz durchsucht und jedes Wort verschlungen das hier über Eldoret und das Rescue Center zu finden ist.
    So bin ich auch an deinen Blog gestoßen, und nachdem ich ihn gelesen hatte (irgendwie das Datum/ die Daten überflogen habe) wollte ich natürlich wissen wann genau du da warst und überrascht festgestellt das du ja noch da bist! Du schreibst das du ein Jahr lang hier sein wirst, also freue ich mich schon dich im Jänner kennenlernen zu dürfen!
    Alles Liebe aus Österreich!!
    Kathie

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